Tierbefreiung 103

Tierbefreiung 103
Tierbefreiung 103 erschien Mitte Juli 2019!

Liebe Lesende, der Sommer ist da und doch bleibt es an vielen Orten zu still. Das Brummen und Wirren der kleinsten und doch gleichzeitig der artenreichsten Spezies fehlt an vielen Orten. Was vielleicht einige Autofahrende freut, weil die Frontscheibe des Wagens relativ sauber bleibt, ist jedoch Symptom eines Systems, das auf Mensch, Tier und Umwelt scheißt. Dass die Uhr bereits Fünf nach Zwölf anzeigt, bestätigte jüngst (Anfang Mai) der UN-Artenschutzbericht. Fast eine Million Arten auf dieser Erde sind vom Aussterben bedroht! Doch trotz dieser demotivierenden Nachrichten wächst weltweit der Widerstand gegen ein  naturzerstörerisches System. Freitags streiken regelmäßig Schüler*innen, um einen Wandel in der Klimapolitik herbeizuführen. Mensch möchte in Richtung einiger politischer Parteien rufen: Lass das mal die Kids machen, die Profis erkennen die großen Zusammenhänge gar nicht. Auch das sechste große Artensterben auf diesem Planeten wird thematisiert: Im April hieß es daher „Aufstand oder Aussterben“ und viele Gruppen von Extinction Rebellion blockierten Straßen, machten Aktionsrallys und jede Menge Die-Ins. Auch die Tierindustrie war dabei bereits Adressat von Protesten. Außerhalb dieser eher umweltorientierten Zusammenhänge scheint sich in den Tierbewegungen ein möglicher Trend abzuzeichnen: die Besetzung von Tierproduktionsanlagen. So geschehen in Düren (Schlachthof in Deutschland) und in Boxtel (Schweinefarm in den Niederlanden) – Danke allen Aktivistix für euren Einsatz!!!

100 Jahre nach der Einführung des Frauenwahlrechts widmet sich die aktuelle Ausgabe der TIERBEFREIUNG den Überschneidungen zwischen Tierbefreiung und Feminismus. Wir haben wieder ein großes Potpourri an Texten für euch zusammengestellt und wir hoffen, dass ihr die verschiedensten Perspektiven auf das Themenfeld genauso spannend findet, wie wir bei der Recherche für diese Ausgabe. Um verschiedenste Stimmen und Positionen hör- und sichtbar zu machen, haben wir in dieser Ausgabe jede Menge Interviews zusammengetragen. Vor allem diese unterschiedlichen Blickwinkel machen deutlich, dass es nicht „den Feminismus“, sondern verschiedenste, sich teilweise widersprechende Positionen gibt. Auch für uns als Aktive in der Tierbewegung muss dasThema Feminismus stärker in den Fokus rücken. Männliche Vorherrschaft in den Tierbewegungen und sexistische Praktiken müssen auch innerhalb der Bewegung thematisiert, kritisiert und bekämpft werden. Auch 100 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechtes bleibt festzustellen, der Kampf für Gleichberechtigung und Emanzipation ist noch lange nicht gewonnen!

Der Kampf für die Befreiung der Tiere muss ebenfalls weitergeführt werden. Dieser Kampf wird natürlich auch im Magazin wieder abgebildet; diesmal sogar mit einem Erfolg im Bereich „Pelz“ – die letzte offiziell geführte Farm in Deutschland wurde geschlossen. In den anderen Bereichen der Tierausbeutung sind weniger gute Nachrichten zu verzeichnen, wie beispielsweise im Bereich Zoo. Dass die Hoffnung zuletzt stirbt und es  weiteren, bewegungsübergreifenden Aktivismus geben muss, zeigen die Aufrufe zu verschiedensten Aktionen und Camps, zum Beispiel im Ressort Ökologie und Landwirtschaft. Zwei Dinge haben uns nach der letzten Ausgabe besonders gefreut: Zum einen gingen nach der Ausgabe 102 wieder Leser*innenbriefe bei uns ein, die sowohl Lob und Kritik als auch Diskussionsstoff bieten. Zum anderen, dass wir wieder einmal einen experimentellen Text zugesandt bekamen, der nicht in die konventionellen Aufsatz- und Artikelformen passt.

Ein Magazin wie die TIERBEFREIUNG lebt von der Diskussion, die von Menschen aus der Bewegung geführt wird – also schreibt uns Leser* innenbriefe, sendet Texte, Gedichte, Bilder, Comics … an uns, damit wir die Vielfalt innerhalb des Magazins und der Bewegung erhalten können.

Jetzt wünsche ich erst einmal eine spannende Lektüre der 103.Ausgabe des Magazins TIERBEFREIUNG.

Tom Zimmermann