Tierbefreiung 51

Tierbefreiung 51

Liebe Menschen,

die Vogelgrippe! Jawohl, auch in diesem Magazin wollen wir jetzt endlich einige Worte darüber verlieren, wenn auch nur im Editorial. Denn wer weiß, vielleicht ist dies die letzte Chance. Wir müssen doch davon ausgehen, dass in drei Monaten, wenn die nächste Tierbefreiung erscheinen soll, alles vorbei ist und der Virus die Menschheit längst komplett ausgerottet hat.

Die Pandemie schwebt schon über uns – in Form von Zugvögeln aus wilden, weit entfernten Ländern ohne Zivilisation und Gesundheitssystem, in denen sich gefährliche Killerviren widerstandslos ausbreiten können. Doch Halt. Politik und Wirtschaft haben ein Verteidigungsbollwerk errichtet, um die Gefahr zu stoppen, zum Wohle der Nation, ach was, zum Wohle der ganzen Menschheit. Das Vogelgrippe-Virus ist zwar gar nicht von Mensch zu Mensch übertragbar, aber es könnte ja schrecklich mutieren. Nein, es WIRD mutieren; irgendwann, irgendwie.

Zum Glück haben wir die Pharmaunternehmen, die Tag und Nacht arbeiten, um die Produktion und den Verkauf von gängigen und vielleicht gegen das imaginäre, zukünftige Virus wirksamen Grippemitteln (Tamiflu etc.) anzukurbeln. Natürlich kostet die flächendeckende Versorgung mit diesen Mittelchen Geld, aber wofür sonst zahlen wir denn lieber Steuern, als für die Rettung der Welt durch Bayer und Co.

Wie schön, dass wir auch die 300.000 treffsicheren JägerInnen in Deutschland haben. Die werden uns schon vor wild gewordenen Wildvögeln beschützen und mit staatlich-jagdlicher Ausnahmegenehmigung alles vom Himmel holen, was dort flattert. Außerdem haben sie die nötige Erfahrung mit der Eindämmung von Seuchen. Bedenken müssen wir, dass ohne JägerInnen jedes Jahr 200.000 Kleinkinder an der Tollwut elendig zugrunde gehen würden. Ach ja, bei Köln ist wieder mal ein Kind zum Opfer des jagenden Vaters geworden, weil dessen Frau nach dem Schützenfestbesuch nicht „spurte“ und er sie, sich selbst und den Sohn mit dem Jagdgewehr erschießen musste.

Aber schließlich können wir uns auf die Spitzentechnologie unserer Agrar-Industrie verlassen. Jetzt sehen wir alle, dass nur die Intensivhaltung mit völliger Abschottung unserer „Nahrungsrohstoffe“ vor jeglichen Umwelteinflüssen das Überleben der eigenen Spezies sichern kann. Wer Hühner unter freiem Himmel laufen lässt, handelt unverantwortlich menschenfeindlich und sollte mitsamt dem Federvieh gekeult, verbrannt und verbuddelt werden. Die VerfassungrichterInnen, die Legebatterien verbieten wollten, sind des Hochverrats schuldig und lebenslang in den Kerker zu sperren.

Aber im Ernst, die Vogelgrippe ist wirklich gefährlich – für Vögel; für gesunde Vögel fast mehr als für kranke. Für Menschen sind eher die Produkte der Pharma- und Agrarindustrie gefährlich. 16.000 Menschen sterben jährlich in Deutschland an den Nebenwirkungen von im Tierversuch getesteten Medikamenten. Ganz zu schweigen von den Hunderttausenden, die an Herzinfarkten, Brust- oder Darmkrebs infolge von Fleisch- oder Milchkonsum ihr Leben lassen. Sollten wir nicht lieber Apotheken und Molkereien mit rot-weißen Warnbändern absperren anstelle der Badestrände auf Rügen? Lieber nicht, denn wir wollen Euch ja keine Angst machen!

Eure Redaktion