Tierbefreiung 73

Tierbefreiung 73

Lieber Leser_innen,

diese Nachricht ließ aufhorchen: Bei der jährlichen Demonstration gegen die Nerzfarm in Aachen-Orsbach erwähnte die Polizei, dass der Farmbetreiber die Farm zum Jahresende schließen werde. Am 08.12. meldete die Aachener Zeitung schließlich: „Die Orsbacher Nerzfarm ist geräumt“. Wahrlich ein Grund zu feiern, wenn auch nur ein Etappensieg im Kampf gegen den Pelzhandel. Gegen die Farm lief seit Mitte der 90er Jahre eine Kampagne. Darüber und über die Schließung der Farm berichten wir in der nächsten Ausgabe, die Meldung traf erst nach Redaktionsschluss ein. Auch andere Farmen stehen in Deutschland vor dem Aus oder haben bereits geschlossen wie beispielsweise Farmen in Holdorf und Neuenkirchen (beides Niedersachsen) sowie Waldfeucht-Selsten (NRW). Mehr zu Hintergründen und zum zurückliegenden Aktionstag gegen „Pelzfarmen“ findet ihr im Schwerpunktbereich dieses Hefts, ebenso wie weitere Informationen zur Pelzindustrie in Deutschland und den Kampf dagegen.

Apropos Kampf: Was die niedersächsische Landesregierung zum Thema „radikale Tierschützer“ zu sagen hat (oder auch nicht), haben wir im Ressort Repression untergebracht. Weniger erfreulich aus aktivistischer Sicht verlief der Versuch, eine Jagdstörung gegen eine Staatsjagd im Nationalpark Harz auf die Beine zu stellen. Trotz breiter Streuung ließ sich quasi niemand mobilisieren. Aber nicht nur Jagdstörungen sind in den letzten Jahren äußerst rar geworden. Auch von anderen Aktionsformen des zivilen Ungehorsams aus der Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung wie Ankettungen und Sitzblockaden hört und sieht man kaum noch etwas. Woran dies liegen mag, ob sich daran etwas ändern lässt und weitere, die Bewegung an sich betreffende Fragen werden auf dem Tierbefreiungskongress in Hamburg vom 11. – 14.01.2012 thematisiert. Einen kurzen Ausblick auf den Kongress finndet Ihr auf Seite 47.

Von der „Fleisch Front“ hat unsere Redakteurin Viola Kaesmacher wieder einiges zu berichten. Außerdem gab es auch zwei weitere Brandanschläge auf fast fertiggestellte Hühnermastanlagen in Niedersachsen. Zu einem der Anschläge liegt eine ALF Bekennung vor. Die tierbefreier e.V. hat daraufhin eine Presseerklärung herausgegeben, die von unterschiedlichen Medien aufgenommen wurde. Diese Anlagen stehen in direktem Bezug zu dem inzwischen in Teilbetrieb gegangenen Mega-Schlachthof in Wietze. Wie es um diesen und den Protest dagegen steht, hat uns und Euch die Aktion „Rothkötter in die Suppe spucken – die Schlachtfabrik in Wietze stoppen!“ mitgeteilt.

Im „Zoo und Zirkus“ Ressort geben wir dieses Mal unter anderem einen Überblick darüber, wie unterschiedlich einzelne Gemeinden Auftrittserlaubnisse von Zirkussen mit Tieren auf ihrem Boden handhaben. Demonstrationen gegen Zirkusse mit Tieren sind eine häufige Aktivität von Tierrechtsgruppen. Am 25.11.2011 hat der Bundesrat die Bundesregierung aufgefordert, eine Rechtsverordnung zu erstellen, „die das Halten von Tieren bestimmter wild lebender Arten in Zirkusbetrieben verbietet“. Das hat er allerdings schon 2003 und die Einschränkung auf „bestimmte wildlebende Arten“ ist sowieso ein Haken an der ganzen Sache.

Der Free Animal Bereich ist in dieser Form zum letzten Mal in der TIERBEFREIUNG enthalten. Free Animal e.V. trennt sich von die tierbefreier e.V., da es unterschiedliche Ansichten über die Art der Berichterstattung zu den Themen „Fleischfutter auf Lebenshöfen“, den Antitierbenutzungshof, den Vortrag „Über Tierrettungen in einer speziesistischen Gesellschaft“ von Günther Rogausch und das Verfahren Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegener e.V. gegen Free Animal e.V. gab. Eine Gegendarstellung des Antitierbenutzungshofs und einen Link auf eine Stellungnahme von Günther Rogausch zu dem Artikel „Free Animal und der Antitierbenutzungshof“ der letzten Ausgabe werden wir in der nächsten Ausgabe abdrucken. Beide Stellungnahmen haben uns erst nach Redaktionsschluss erreicht.

Wir sind mit dieser Ausgabe in Verzug geraten, am Jahresende türmen sich die Aufgaben. Das Erscheinen der nächsten Ausgabe werden wir daher vorziehen, auf die Nr. 74 muss also nicht so lange gewartet werden.

Eine interessante Lektüre wünscht
Ulf Naumann