Lieber Leser_innen,
Tiermissbrauch im Studium, für viele StudentInnen ein ethisches Problem. Für die betroffenen Tiere ein noch viel größeres. Für mich war es zu Beginn meines Biologiestudiums 1994 ein Schlüsselerlebnis: Der Umgang mit Tieren in der „Wissenschaft des Lebens“, der Biologie. Im Studium der Biologie, der Humanmedizin und der Veterinärmedizin sind StudentInnen am häufigsten mit dieser Problematik konfrontiert: Für verschiedene Praktika werden Tiere extra getötet, um sie aufzuschneiden und sich den Aufbau der inneren Organe anzuschauen oder Experimente am „frisch getöteten“ Tier vorzunehmen. StudentInnen, die sich nicht daran beteiligen wollen, steht oft ein schwieriger Weg bevor und das, obwohl die Lehrinhalte dieser Praktika auch sehr gut ohne Tiermissbrauch vermittelt werden könnten. Proteste und gerichtliche Verfahren haben in den 90er Jahren für eine Verbesserung der Situation im Humanmedizinstudium gesorgt, in der Biologie sah es lange Zeit jedoch düster aus. Daher ließen die Meldungen von SATIS (Studentische Arbeitsgruppen gegen Tiermissbrauch im Studium) Ende letzten Jahres aufhorchen: An der Universität Mainz wird im Biologiestudium die Pflicht zum Sezieren und Experimentieren an Tieren im Anatomie- und Physiologiepraktikum ab sofort aufgehoben, statt dessen kann ein Alternativprogramm gewählt werden. Dies war für uns der Aufhänger, das Thema „Tiermissbrauch im Studium“ für diese Ausgabe als Titelthema zu wählen.
Eigentlich sollte diese Ausgabe eine dünne Nummer werden, quick and dirty, da wir die Erscheinungstermine der Hefte vorverlegen wollen, um einer Endjahreshektik wie 2011 vorzubeugen. Mit 96 Seiten ist es aber nun doch ein „ausgewachsenes“ Heft geworden, so dass die meisten Ressorts wieder einiges bereithalten. Wie bereits im letzten Heft angekündigt, gibt es den Free Animal e.V. Bereich nicht mehr in der TIERBEFREIUNG. Angelika verlässt die tierbefreier e.V., wir danken ihr für ihr jahrzehntelanges Engagement!
Die erste „Tierbefreiung aktuell“ kam 1993 heraus, wir befinden uns also mittlerweile im 20. Jahrgang (im vergangenen Jahr stand noch 17. Jahrgang an den Heften, da 2003 und 2006 offensichtlich vergessen
wurde, die Jahrgangszahl anzupassen)! Bevor die „Tierbefreiung aktuell“ als Heft herauskam, wurden die Rundschreiben des „Bundesverbands der Tierbefreier“ noch auf Schreibmaschine geschrieben…
Eine interessante Lektüre wünscht
Ulf Naumann