Liebe Leser_innen,
unsere Gesellschaft ist nicht festgemeißelt, sondern wandelfähig. Der Veganismus ist heute in aller Munde, und zum Glück sind häufig auch die ethischen Hintergründe bekannt und anerkannt (obwohl manche der Meinung sind, man solle die Menschen nicht mit radikalen ethischen Ansichten verschrecken, sondern ihnen vielmehr einen alternativen Lifestyle schmackhaft machen). Einen wichtigen Beitrag für den einsetzenden gesellschaftlichen Wandel leisten (seriöse) Rechercheteams und Politsendungen im Fernsehen: Die wahren Zustände in der Tiernutzung werden in Bildform ungeschminkt gezeigt. Die Berliner Messe „Grüne Woche“ blieb mit ihrem „Wir transportieren Tierschutz“-Slogan nicht unkommentiert. Es wird überdeutlich, dass auch Mogelpackungen mit Tierschutzsiegeln oder Bio-Etikett nicht „tiergerecht“ sind. Vielen Menschen geht es dank der Verbreitung radikalerer Ansichten (dass die Tiernutzung nicht humaner, sondern abgeschafft werden sollte) jedoch längst nicht mehr nur noch um Tierleid und Tierschutz, sondern auch schon um Anerkennung, Befreiung und Grundrechte.
Das vorliegende Heft stellt diesmal nicht nur an den Pranger, sondern es behandelt in mehreren Beiträgen Ansätze, wie das näher rückende „Utopia“ tatsächlich organisiert sein könnte. Das Titelthema stellt den bio-veganen Landbau vor, der nicht nur ohne Tiernutzung auskommt, sondern zudem ein solidarisches Miteinander von menschlichen und nicht-menschlichen Tieren ermöglicht. Darum geht es auch im neulich auf Deutsch erschienenen Buch Zoopolis. Einen interessanten Beitrag im Theorieressort stellt ein Artikel dar, der dieses Buch für die Bewegung praktisch nutzbar machen möchte. In Kürze soll es in dem Sinne einen
eigenen Blog zu Zoopolis geben.
Zu einem Artikel des letzten Heftes haben wir so viele Leser_innenbriefe erhalten wie schon lange nicht mehr. Es zeigt sich, dass es scheinbar nicht wenige Betroffene in der Gesellschaft gibt, die eher seltener von sich aus auftreten und sich über das verletzende Verhalten Anderer beschweren, sondern eher schweigen und ihr Leid in sich hineinfressen. Umso wichtiger ist es, dass jene, die Glück hatten und nicht von der einen oder anderen Form von Gewalt betroffen sind, sich über die möglicherweise verletzenden Auswirkungen ihres Verhaltens bewusst werden und es entsprechend anpassen.
Wir haben einen bewegten Winter mit vielen Direkten Aktionen hinter uns. Die Pressetätigkeiten von die tierbefreier e.V. häufen sich. Erfreulich ist, dass die von den tierbefreiern verwaltete Rechtshilfekasse derzeit großen Zuspruch erfährt und relativ gut gefüllt ist. Nutzt die Gelegenheit, den Veganismus und ein anderes Mensch-Tier-Verhältnis schmackhaft zu propagieren, indem ihr euch vom 26. April bis zum 4. Mai am sechsten weltweiten Vegan Bake Sale beteiligt. Unterstützt Vegan- und Tierrechtsgruppen finanziell, indem ihr Kuchenbasare und einzelne Kuchenverkäufe organisiert und die eingenommenen Spenden sinnvoll weiterleitet.
Und ihr habt es sicherlich bereits mitbekommen: Der Sammelband mit ausgewählten Artikeln aus den letzten zehn Jahren der TIERBEFREIUNG ist endlich erschienen! Die Anschaffung dürfte sich nicht nur für jene lohnen, die erst seit kurzem ein Abo haben.
Viel Spaß mit dem Heft, und bleibt aktiv!
Emil Franzinelli