Liebe Leser*innen,
das Jahr 2017 geht zu Ende. In der Rückschau lässt sich festhalten, dass die Entpolitisierung des Begriffs „vegan“ weiter voranschreitet (siehe TIERBEFREIUNG 94). Konzerne wie Wiesenhof versuchen mit rein pflanzlichen Produkten, sich ein „sauberes“ oder „grünes“ Image zu verleihen, um ihre ausbeuterische Praxis dahinter zu verbergen. Seit dem G20-Gipfel in Hamburg wird massiver gegen linke Strukturen vorgegangen und auch die Bewegung wird stärker kriminalisiert (siehe dazu beispielsweise den Artikel über die Repressionen gegen einen Umwelt- und Tierbefreiungsaktivisten aus Braunschweig in dieser Ausgabe). Das Engagement in der Tierbefreiungsbewegung ist gleichsam rückläufig, wenn man es allein an der Zahl der bundesweit stattgefunden Demos festmachen würde, oder es geht teilweise in die falsche Richtung, wenn mit „Hauptsache für die Tiere“-Parolen die emanzipatorischen Anteile der Bewegung unterlaufen werden. Ist es also nicht an der Zeit klare Kante zu zeigen, antiemanzipatorische Strömungen zurückzuweisen, sich auf die Wurzeln zu besinnen und radikal (lateinisch für Wurzel/Ursprung) zu denken – selbst dann, wenn man dadurch die bürgerliche Mainstream-Mitte verliert?
Die Dezemberausgabe widmet sich dem grausamen Thema nichtmenschlicher Tiere im Krieg. Die längste Zeit und die Mehrzahl der Menschheitskriege wurden durch die Ausbeutung nichtmenschlicher Tiere erst ermöglicht. Wenngleich der deutschsprachige Raum nur wenige Berührungspunkte mit den aktuellen Konfliktherden hat, in denen Menschen Kriege führen, unter denen andere Tiere leiden, sollte dieses Thema nicht ausgeblendet werden und in Vergessenheit geraten. Stehen denn nicht gerade diejenigen in der Pflicht zu helfen, deren Leben nicht von Krieg erschüttert wird?
Neben dem Titelthema, möchte ich auf ein wichtiges Thema und zugleich Auftakt einer neuen Serie aufmerksam machen: Die Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi), die auch bereits einige bio-vegane Wurzeln treibt. Beispielhafte Betriebe werden ab dieser Ausgabe vorgestellt, den Anfang macht Radix aus Österreich.
Ansonsten bietet diese Ausgabe der TIERBEFREIUNG wieder reichhaltig Informationen zu verschiedenen Ausbeutungspraktiken, aber auch dagegen unternommene Direkte Aktionen. Die nächste Ausgabe der TIERBEFREIUNG wird das Schwerpunktthema Rechte und rechtsoffene Strukturen in der Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung thematisieren.
Wir freuen uns über Leser*innenbriefe, Lob und Kritik, Berichte von Aktionen oder Vorschläge für zukünftige Titelthemen. Im Namen der gesamten Redaktion wünsche ich euch ein gesundes und aktives Jahr 2018! Beachtet auch die Aufrufe zu Veranstaltungen im Heft und die Termine auf der Rückseite.
Daniel Lau